Die Pfütze wohnt in London. Es ist eine länglich-ovale Pfütze, ca. 130 x 50 cm groß und 5 cm tief. Es ist eine dieser Pfützen, die fast immer da sind, auch viele Tage nach dem letzten Regen. Die Leute scheinen ihr keine Aufmerksamkeit zu schenken. Der Bürgersteig ist breit genug um einfach an ihr vorbei zu laufen. Kein Konflikt. Die Pfütze scheint sich einen eigenen Ort geschaffen zu haben; ein Existenzrecht an einem Platz, an dem sie das Leben der Straße auf ihrer Oberfläche reflektieren kann.
Pfützen entstehen nicht nur in Städten, sondern überall dort, wo Menschen Spuren hinterlassen. Folge einfach einem Pfad im Wald. Hier sammeln sich die Pfützen. Die Gehwege des modernen Urbanismus sind in der Tat die archetypische Umgebung von Pfützen. Pfützen gedeihen mit der Moderne, in modernistischen Umgebungen. Sie gehören zur Stadt dazu. Meist werden sie übersehen doch verweisen sie auf den Traum der kontrollierten Umgebung, der perfekten Oberfläche.
Pfützen reflektieren. Sie stellen Dinge auf den Kopf. Himmel auf dem Boden; Fenster auf dem Gehweg; Farbige Flächen auf grauer Fahrbahn. Manchmal hell und glänzend, manchmal transparent und schüchtern zeigen Pfützen Bilder, die sich mit jedem Schritt und Winkel ändern. Die Pfützen signalisieren nicht nur den Zerfall des Materials, sondern zeugen von der Hybridität der Stadt.
Pfützen kommen und gehen, sind anwesend oder abwesend. Die Orte bleiben die selben. Jede Pfütze ist anders. Kann man eine Stadt anhand ihre Pfützen erkennen? Gibt es so etwas wie die typische Londoner Pfütze? Wie unterscheiden sie sich von den Pfützen anderer Städte? Die aus Buenos Aires, aus Brüssel, aus Berlin?